Sistet

Aus Meddlerde

Die Geheimnissumwobene schwimmende Stadt die auftaucht und wieder verschwindet.

Als ihr es fern am horizont erblicktet, hättet ihr noch meinen können, dass das vor euch nur eine vorgelagerte Insel sei.

Während aber die letzten Ausläufer des tetelischen Landlappens von Steuerbord nach Achtern wanderten, wurde das vor euch immer größer und schärfer umrissen und ihr saht wie sehr es sich doch von allen Inseln unterschied, die ihr bis dato gesehen hattet. Während die letzten Landstücke Teteliens dunkelgrau blassgrün mit Meer und Himmel verschmolzen, war die Insel vor euch durch und durch bräunlich, mit einer großen Menge an bunten Farbklecksen hier und da.

Sie erinnerte an einen übergroßen Marktplatz, nur hattet ihr noch nie einen Markt wie diesen gesehen, ja, nicht mal eine Stadt, die dieser hier glich. Denn als ihr noch näher kamt war unschwer zu erkennen, dass aus dieser flachen , braunen Insel senkrecht dicke, große Baumstämme gen Himmel ragten, doch gänzlich ohne Blätter. Wer oben im Krähennest Ausschau hielt, der sah als Erster, dass es sich um nichts anderes, als hunderte, nein, tausende Schiffe handelte, die zusammengezurrt, vertaut, vernagelt und miteinander verkeilt die schwimmende Stadt Sis´Tet ergaben.

Bald sahen alle an Bord die einzelnen Galeeren und Barkassen, die Karavellen und Kreuzer, die zusammen amalgamiert ein wahres Monstrum einer Stadt ergaben. Taue verliefen mal gespannt, mal durchhängend von Rumpf zu Rumpf und von allen Punkten der Takelage zu weiteren. Taue überbrückten unterschiedlich hohe Relings benachtbarter und ferner Schiffe, banden Ruderboote fest und platzierten große wie kleine Pontons an ihren vorgesehenen Platz. Wackelige Brücken waren zwischen den größten der Schiffe und Pontons errichtet und all das erschuf den Eindruck einer Stadt aus Baumhäusern. Ihr segelt immer weiter darauf zu und fandet euch schnell zwischen all den Schiffen wieder, in etwas das halb Bucht, halb Kanal, eine Art Straße der großen Stadt Sis´Tet darstellte.

Durch das Brausen der Gischt und knarzen der Tagelage erhebten sich nun die Rufe eines anelodischen Ensembles der verschiedensten Stimmen. Das Orchester dazu war noch viel verschiedener als es die Stimmen vermuten ließen. Hier waren große, muskelbepackte grüne Orks und stemmten Kisten und schleppten Säcke, da rollten bärtige Zwerge Fässer umher und stritten sich über unerhörte Dinge, Menschen inmitten all dessen gingen ungerührt ihrer Arbeit nach, während Halblinge zwischen den Beinen der Großen durch und von Schiff über Bord auf Pontons und aus dem Sichtfeld rannten. Es herrschte emsuige Betriebsamkeit und man wollte sich die Augen reiben, denn einzelne Bewohner Sis´Tets, die ihr beim Vorbeifahren seht, sahen aus als hätten sie Löwenköpfe und am ganzen Körper Fell, andere waren größer und breiter als Orks, aber mit Lederhaut und hatten Rüssel wie Elefanten in den sie Gegenstände eingerollt hielten, wieder andere waren schuppig und man sah kurz ihre gespaltene Zunge zwischen den Leftzen ab und zu hervorschlängeln. In Isguldwäre ein Anblick wie dieser nie möglich gewesen, aber dies hier war nun mal die freie Stadt Sis´Tet.